Im Vorfeld zu unserer Angkor Wat Reise haben wir einiges über die Busfahrt von Bangkok nach Kambodscha gelesen. Die kambodschanische Strasse war früher schlecht befahrbar und die 165 Kilometer nahmen 5-6 Stunden in Anspruch. Zudem versuchten Busunternehmen, die Fahrt absichtlich zu verzögern, um die Fahrgäste dann nachts übermüdet in Gasthäusern abzuladen, bei welchen sie Kommissionen erhalten. Mittlerweile ist die Strasse asphaltiert und gut befahrbar, aber wir wollen kein Risiko eingehen und buchen deshalb ein Packet, in welchem Transport, Unterkunft und Essen gleich enthalten sind. Für einen geringen Aufpreis entscheiden wir uns gar für ein Hotel anstelle eines einfacheren Guesthouses. Wir müssen uns also keine Gedanken um Details machen.

Montags um 06:00 Uhr bringt uns also ein Taxi zur Khao San Road, von wo aus wir mit einem Van zu einem Car gefahren werden. Dieser bringt uns dann nach Aranyaprathet an der Grenze zu Kambodscha. Hier verlassen wir den Bus und essen zu Mittag – für uns im Tourpaket enthalten. Tatsächlich werden die Reisenden getrennt und in kleineren Gruppen weitergeleitet, wir wissen also nicht, wie es den anderen ergangen ist. Eine Frau will für uns die Visas abholen und verlangt den horrenden Preis von 1300 Baht. Wir wissen, dass das Visum gerade mal die Hälfte kostet (20 US Dollar), und lehnen dankend ab. Wir lassen uns auch nicht einschüchtern, als sie erzählt, wir müssten mit 3-4 Stunden Wartezeit rechnen. Nach dem Essen leitet uns ein Guide (ein „Border-Man“) durch den Ausreiseprozess und bringt und zur kambodschanischen Grenze, wo wir innerhalb 10 Minuten unser Visum bekommen – für 20 USD plus 100 thailändische Baht, das halb-offizielle Schmiergeld für den Beamten.
Danach laufen wir über eine Brücke und gelangen zur Immigration nach Kambodscha, hinter welcher sich die Kasinos aneinanderreihen – haben wir irgendwie anders erwartet. Alles zusammen dauert gerade mal 30 Minuten, bis wir zur Busstation von Poi Pet gefahren werden (6 Kilometer entfernt, aber gratis mit dem Bus). Von dort aus bekommen wir ein Taxi nach Siem Reap. Eine Mitreisende bezahlt den bescheidenen Aufpreis und kann auch mit dem Taxi mitfahren, um nicht unsinnige Stunden auf den nächsten Bus warten zu müssen. 2 Stunden später erreichen wir Siem Reap, wo wir bereits von unserem Fahrer erwartet werden. Dieser bringt uns ins Hotel Lin Ratanak, wo wir mit einem Willkommensdrink empfangen und in unser geräumiges Zimmer gebracht werden.
Tatsächlich haben wir für die nächsten 2 Tage nicht nur unseren privaten Fahrer, sondern auch noch einen privaten Guide. Guide Sody treffen wir später im Hotel, besprechen die geplanten Sehenswürdigkeiten für die nächsten zwei Tage und machen uns gleich auf den Weg. Zuerst besichtigen wir Wat Thmei und das Killing Field in Siem Reap, Austragungsort und heutige Gedenkstätte von Gräueltaten der Khmer Rouge. Anschliessend lösen wir ein Eintrittsticket für die Tempel und fahren zum Phnom Bakheng, einem Tempel auf einem Hügel, von wo aus wir den Sonnenuntergang über der Region von Angkor Wat anschauen. Danach gibt es ein Abendessen in der Stadt, bevor wir zurück ins Hotel gebracht werden.
Am Dienstag schauen wir uns verschiedene Tempel an. Zuerst den etwas entfernten Banteay Srei , ein etwas älterer Tempel. Danach Ta Phrom und Preah Khan, beide mittlerweile von Baumen überwachsen, was ihnen eine spezielle Atmosphäre verleiht – tatsächlich ist Ta Phrom ein Schauplatz des ersten Tomb Raider Films. Nach diesen ersten Tempeln sind wir bereits ziemlich erschöpft. Es herrschen 35 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, wir sind vollkommen durchgeschwitzt und müssen jede Stunde wieder eine Wasserflasche kaufen. Wir sind froh, um die Mittagspause und das Essen in einem Restaurant vor Angkor Wat. Zudem ist es im Moment noch bewölkt, aber das Wetter scheint sich auf den Nachmittag hin zu verbessern.
Wir fahren anschliessend durch die grossen Tore der Stadtmauern nach Angkor Thom, wo wir Bayon mit seinen 216 riesigen Gesichtern an den Türmen besichtigen. Der nächste Tempel ist Baphuon, welcher jedoch ziemlich zerstört ist und renoviert wird. Nach der Besichtigung der Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, machen wir uns endlich an die Hauptattraktion: Die fast komplett erhaltene und wunderschön aufgebaute Anlage von Angkor Wat.
Mittlerweile herrscht strahlendblauer Himmel und bereits auf der Brücke über den Wassergraben läuft uns ein Schauer über den Rücken. Dieses exotische Bauwerk versprüht eine ganz besondere Atmosphäre. Wir schreiten durch das Tor der äusseren Mauern und können die berühmten Bas-Reliefe bestaunen, unter anderem die vielen Apsara Tänzerinnen oder die Szene mit dem „churning of the ocean of milk“. Anschliessend müssen wir etwas Schlange stehen, um über eine steile Treppe das oberste Stockwerk des zentralen Turmes zu betreten. Wir schlendern noch etwas in der Anlage herum, bevor wir wieder zu den Marktständen vor dem Tempel zurückkehren, wo wir Angkor Wat in seiner vollen Grösse bestaunen können. Für das Abendessen kehren wir nach Siem Reap zurück und verbringen den späteren Abend dann auf der Pub Street, wo sich viele Bars und Pubs und auch einige Night markets befinden.
Am Mittwoch fahren wir zum See Tonle Sap, dem grössten Frischwasserreservoir Südostasiens. Der See ändert übrigens zweimal im Jahr die Richtung, in der Regenzeit fliesst er in die andere Richtung als in der Trockenzeit. Hier fahren wir mit einem Boot zu den Floating Villages hinaus. Ca. 80‘000 Personen leben auf Schiffen mitten im See und sind von der Fischerei abhängig, welche aber in den letzten Jahren aufgrund industrieller Überfischung immer weniger einbringt. Wir sehen eine Schule auf Flössen und halten in einem schwimmenden Restaurant.
Am Nachmittag fahren wir wieder nach Siem Reap und schauen uns die lokalen Handwerke an, unter anderem die Malerei und die Seidenherstellung. Nach dem Abendessen bringen uns Fahrer und Guide wieder zur Pub Street, wo wir uns von den beiden verabschieden. Wir shoppen etwas bei den night markets und genehmigen uns einige Drinks in der „Angkor What?“ Bar mit zwei Deutschen.
Am Donnerstag werden wir erneut mit dem Taxi zusammen mit einem Franzosen zur Grenze nach Poi Pet gefahren. Der Fahrer winkt in Richtung Ausreisebüro und seinem Beifahrer, er sei unser Guide und wir sollen ihm folgen. Wir laufen also dem Mann hinterher, der ziemlich zielstrebig Richtung Thailand marschiert. Da kommt uns so ein weiterer kleinerer Kambodschaner entgegen, er würde gerne unsere Bustickets sehen. Wir wimmeln den Kerl ab, wie so viele Verkäufer. Tatsächlich handelt es sich hier um unseren wirklichen Guide, was wir dann merken, da der Beifahrer einfach an allen Büros vorbeiläuft. Wir machen noch eine kurze Pause und essen im Kasino Tropical am Buffet zu Mittag. Der Grenzübergang gestattet sich äusserst unkompliziert. Auf der thailändischen Seite müssen wir noch eine Stunde warten, bis der Van gefüllt ist, dann fahren wir Richtung Bangkok.
Dort kommen wir abends um 18:00 Uhr an und beziehen gleich wieder unser Zimmer im Silom City Hotel. Wir bekommen unsere eingestellten Rucksäcke wieder und essen in der Nähe etwas. Nach einer kurzen Übernachtung müssen wir bereits wieder auschecken: Jetzt geht es nach Phuket.