Um 16:00 Uhr gehen wir (aufgrund der vielen zusätzlichen Winterkleider) ziemlich beladen zum Hafen von Ushuaia und nach einigen Kontrollen können wir dann endlich unser Schiff, die Polar Star aus der Nähe betrachten. Die Polar Star ist ein umgebauter Eisbrecher, welcher bei hohem Wellengang zwar etwas mehr schaukelt, dafür im Eis der Antarktis sehr nützlich sein kann. Wir beziehen unsere Kabine 416 auf dem vierten Deck und machen gleich einen Rundgang durch das Schiff. Speziell ist, dass man auf dem 3. und 4. Deck jeweils (fast) ganz um das Schiff herumlaufen und die Rundumsicht geniessen kann.

Bald werden wir auch durch die Lautsprecheranlage begrüsst und in die Beobachtungslounge gebeten. Dort gibt es eine kleine Einführung und die Information, dass wir nicht gleich auslaufen können, da wir noch das Gepäck von 9 Personen abwarten müssen. Dadurch werden wir die abendliche Fahrt durch den Beagle Kanal verpassen, was bei einigen Passagieren bereits zu einem gewissen Ärger führt. Wir sind immer noch einfach glücklich, an Bord sein zu dürfen und nutzen die Gelegenheit, andere Reisende kennenzulernen. Die meisten Passagiere sind schon etwas älter, so zwischen 40 und 60, im Durchschnitt etwa 55. Die Expeditionscrew besteht aus einigen Spezialisten in Bezug auf Ozeanologie, Biologie und Geschichte unter der Leitung von Hannah Lawson, eine umgängliche und freundliche Antarktisliebhaberin, welche bereits die 9. Saison hier arbeitet. Danach führen wir eine Notfallübung durch, in welcher wir die Schwimmwesten anziehen und zur Evakuierungsstation gehen müssen - wir hoffen, dass das nie Ernstfall werden wird.

 Dann wird das Abendessen (Capitans Dinner) im Essraum serviert, welches durchwegs aus 4 Gängen besteht inklusive Dessert und uns vorzüglich schmeckt. Die Stimmung an Bord ist familiär und gemütlich, was nicht in allen Schiffen so der Fall ist, wie uns erfahrenere Reisende berichten.

 Um 11:00 Uhr abends geht es dann endlich los: Das fehlende Gepäck ist glücklicherweise noch eingetroffen und wir können unsere Reise antreten. Aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit sehen wir die Tierwelt des Beagle Kanals nicht mehr, schauen jedoch zu, wie die Lichter von Ushuaia in der Ferne verschwinden, bevor wir schlafen gehen.

Den ganzen Sonntag verbringen wir auf der Fahrt zu den Falklandinseln. Dieser Teil des Meeres ist ebenfalls beeinflusst von der  Drake Passage, in welcher sich das Wasser zwischen der Antarktis und Südamerika durchzwängt und deshalb oft starken Wellengang aufweist. Wir haben Glück, die Wellen  sind mässig hoch und mit dem Wind im Rücken können wir die Abfahrtsverspätung wieder wett machen. An Bord bekommen wir einige Instruktionen für die Landungen mit den Zodiacs, welche uns bevorstehen und einige Informationen bezüglich der Falklandinseln, dem Hauptort Stanley und dem Krieg zwischen England und Argentinien von 1982 um diese Inseln.

Am Montag erfolgen unsere ersten Landungen. Wir sind noch etwas unsicher, wie warm wir uns anziehen sollen und wie das Prozedere mit den Zodiacs und der Landung am Strand vor sich geht. Es klappt jedoch alles hervorragend und bald sind wir unterwegs zur Pinguin-Kolonie auf der Insel New Island. Da wir bisher extra keine Pinguin-Besichtigungen gebucht haben, sind wir besonders gespannt auf die kleinen Kerlchen. Und bald schon sehen wir die ersten Rockhopper Pinguine (Felsenpinguin). Sie hausen an einem zum Meer hin abschüssigen Hang, Nest an Nest mit Black-browed Albatrossen (Schwarzbrauenalbatros). Die Tiere scheinen sich über unsere Anwesenheit überhaupt nicht zu stören. Die Pinguine krähen vor sich hin, putzen sich oder interagieren fröhlich miteinander und hüpfen ständig von einem Felsbrocken auf den nächsten, während andere mit dem Ausbrüten der Eier beschäftigt sind. Die Albatrosse brüten ebenfalls die Eier aus oder beeindrucken uns mit ihren Flugkünsten, wenn sie durch die starken Winde an der Klippe gleiten. Wir schauen glücklich dem Spektakel zu und schiessen ein Foto nach dem anderen (Pinguin schaut links, Pinguin putzt sich, Pinguin schaut rechts). Anschliessend machen wir uns noch auf den Weg zu einer Magellanpinguin-Kolonie auf einem anderen Teil der Insel. Zuerst sehen wir nur einige Löcher im Boden und fragen uns noch, ob die zu den Hasen gehören, welche laut unserer Guides hier ebenfalls hausen. Dann bemerken wir, dass die unzähligen Löcher die Bruthöhlen der Pinguine sind. Immer mal wieder lässt sich ein Pinguin blicken, worauf sich dann unsere Gruppenmitglieder in diese Richtung bewegen. Der Pinguin verschwindet dann meistens wieder. Eliane und ich hocken uns einfach hin und warten geduldig – was bald auch belohnt wird. Ein Pinguin kommt keine 10 Meter entfernt aus seiner Höhle und schaut uns neugierig an. Wir schauen neugierig zurück. Bald kommen aber die nächsten Schaulustigen und der Pinguin verschwindet wieder.

Am Nachmittag erfolgt dann die zweite Landung auf West Point Island. Bei der Einfahrt in die Bucht werden wir von Delfinen (Pealesdelfine) begrüsst, welche in der Bugwelle unseres Schiffes mitschwimmen – ein erhebendes Gefühl. Hier erleben wir nochmals eine Rockhopper und Albatros-Kolonie, die durch einen 40minütigen Fussmarsch zu erreichen ist. Einziger Unterschied zum Morgen waren Tee und der feine Kuchen, welche anschliessend vom einheimischen Pärchen serviert wurden.

Am Dienstag erreichen wir den Hafen von Stanley. Hier gibt es einige Schiffswracks zu sehen, welche nach Beschädigungen durch die Drake Passage zwar noch nach Stanley gelangten, hier jedoch nicht mehr in Stand gesetzt werden konnten. So sehen wir schon bei der Einfahrt das Wrack der Jhelum oder auch die Lady Elisabeth. Stanley selber ist englischer als England. Wohl aufgrund der Auseinandersetzung mit Argentinien von 1982 bemüht sich die Stadt um eine möglichst englische Identität. Es fahren beinahe ausschliesslich Landrover auf den Strassen und die Anzahl britischer Fahnen ist erstaunlich hoch. Wir machen einen Spaziergang am Strand entlang, besuchen die Kirche und das Museum und fahren schliesslich noch zur Lady Elisabeth, um das Wrack auch aus der Nähe betrachten zu können. Gegen Mittag müssen wir bereits wieder zurück zum Schiff, da uns eine lange Fahrt Richtung Süd-Georgien bevorsteht.

   
Copyright © 2025 Eliane und Martial auf Weltreise. Alle Rechte vorbehalten.
Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.

Aktuell sind 65 Gäste und keine Mitglieder online