"Hätte ich noch 7 Tage zu leben, ich würde 4 davon auf Südgeorgien verbringen. 3 Tage brauche ich für den Weg dorthin…"

Wie treffend diese Aussage ist, bemerken wir auf dem Weg nach Südgeorgien. 2,5 lange Tage verbringen wir auf zum Glück einigermassen ruhiger See. Ich versuche, mit unserer einfachen Digitalkamera die umherfliegenden Albatrosse (black-browed, wandering und royal albatrosses) abzubilden. Nicht ganz einfach, denn in der Ferne sind sie auf den Fotos nicht erkennbar (Das gibt dann diese Suchbilder „Wo ist hier der Vogel?“). In der Nähe fliegen sie ziemlich schnell, womit das Bild dann unscharf wird. Und nach einer Stunde in der Kälte am Heck des Schiffes muss man sich erst wieder aufwärmen. In dieser Zeit haben wir viele Vorlesungen des Expeditionsteams über Südgeorgien besucht und einige Dokumentationen und Filme über Antarktisexpeditionen angeschaut – insbesondere über die dramatische Endurance-Expedition unter der Leitung von Sir Ernest Shackleton.
Vor allem verbringen wir die Zeit an Bord aber auch mit Essen! Es ist erstaunlich, was der Chefkoch auf unsere Tische zaubert. So gibt es zusätzlich zum Essen (Vor- und Hauptspeise) immer auch ein Dessert – und das sowohl am Mittag als auch am Abend. Zwischendurch wird frisch gebackenes Gebäck im Observationsdeck aufgelegt. Ich befürchte, am Ende der Reise werden wir einige Pfunde zusätzlich mit uns tragen…
Am 2. Tag erhalten wir einige Informationen zum Artenerhalt auf Südgeorgien und werden gebeten, unsere Kleider und Rucksäcke auf fremde Pflanzensamen zu überprüfen – eine Staubsauger-Party wird angesetzt. Später fahren wir an den Shag Rocks vorbei, einige steil aus dem Meer ragende Felsen, Heimat vieler Vögel und einiger Pinguine, für uns das erste Land seit zwei Tagen Schiffahrt. Wir drehen dann auch gleich zwei Runden um die Felsen.
Am Freitag, dem 27. November treffen wir auf Südgeorgien. Wir fühlen uns wie die Entdecker aus der alten Zeit, als die Konturen der Insel erkennbar werden. Unser erster Landepunkt ist Elsehul mit seinen vielen „Fur Seals“ (antarktische Seebären), welche aufgrund des Balzverhaltens gerade sehr aggressiv sind. Deshalb und aufgrund des starken Seegangs wird nur eine Zodiactour durchgeführt. Dennoch können wir die Fur Seals gut beobachten, zusammen mit den mächtigen Seeelefantenbullen, welche als Strandherren ihr Harem zusammenhalten wollen. Wir können sogar noch eine Macaronipinguin-Kolonie ausmachen, leider jedoch etwas weit entfernt.
Der Seegang nimmt während der ganzen Zeit stetig zu und nach zwei Stunden Zodiactour bemerken wir, dass wir aufgrund der heftigen Bewegungen nicht mehr an der Gangway der Polar Star anlegen können. Der Kapitän versucht, das Schiff weiter hinaus zu manövrieren, in der Hoffnung, dass dort die Wellen nicht mehr ganz so hoch sind - wir fahren in unseren kleinen Zodiacs hinterher. Dort draussen sind die Wellen aber eher schlimmer, und so fahren wir wieder zurück in die Bucht. Nach einiger Beratung via Funkgerät mit dem Expeditionsteam entscheidet sich Hannah, unsere Leiterin, die Zodiacs einzeln über den Schiffskran der Polar Star aus dem Wasser zu heben. Da dies nur mit jeweils 3-4 Personen auf dem Zodiac durchgeführt werden kann, dauert dies ziemlich lange. Die Alternative, an Land zu gehen und abzuwarten, scheint jedoch noch übler zu sein. Wir warten also, bis wir an der Reihe sind und müssen dann bei starkem Wellengang in ein anderes Zodiac steigen. Für uns kein Problem, ein älterer Herr ist aber beinahe zwischen den zwei Zodiacs abgerutscht! Nach zwei Stunden Wartens werden wir dann endlich an Bord der Polar Star gehoben. Na das fängt ja gut an...
Die nächste Landung müssen wir ausfallen lassen, da wir zu viel Zeit in Elsehul versäumt haben. So steuert der Kapitän direkt nach Fortuna Bay, wo wir gegen Abend eine kurze Landung machen und viele Fur Seals, Seeelefanten und einige Königspinguine beobachten. Am nächsten Morgen startet von hier aus die Shackleton Wanderung nach Stromness Bay, ein Teil der 36 stündigen Wanderung von Shackleton zur Rettung seiner Crew. Die Wanderung führt über eine Hügelkette mit bis zu knietiefem Schnee und beinhaltet einige steile Teilstücke. Auf dem Abstieg passiert dann auch ein Unglück: Direkt hinter uns stürzt eine Amerikanerin auf einem steilen Rasenstück und reisst eine deutsche Weggefährtin mit sich. Die beiden rutschen auf dem nassen Rasen in die Tiefe und fallen über eine Kante in ein Flussbett. Das Ganze passiert so schnell, dass wir kaum reagieren können. Unten im Flussbett helfen andere Reisende den beiden aus dem Wasser. Das Expeditionsteam und auch der Arzt sind bald zur Stelle. Während die Amerikanerin mit einigen Schürfungen und Prellungen davon kommt, hat die Deutsche eine ausgerenkte Schulter. Die beiden werden zum Schiff begleitet. Wir sind ziemlich bestürzt über die Ereignisse. Zusammen mit 3 deutschen Forschern Christine, Jan und Mathias sehen wir uns noch die Walfängerstation von Stromness an, bevor wir dann auch zurück zum Schiff gehen. Hier erfahren wir, dass ein weiterer Arzt als Passagier an Bord ist, welcher Erfahrung mit ausgerenkten Schultern hat und der Deutschen helfen konnte.
Am Nachmittag setzen wir dann vor Grytviken den Anker. Dies ist der Hauptort auf der Südgeorgien gleich neben einer ganzjährigen Forschungsstation King Edwards Point. Hier erheben wir zuerst am Grab von Shackleton zu seinen Ehren die Gläser, bevor wir die Ortschaft erkunden. Neben einer Kirche und dem Museum ist auch das Postamt stark besucht.
Die Forscher und die Belegschaft der Station sind am Abend zu einem Barbecue auf der Polar Star eingeladen. Am Heck des Schiffes wirft unser belgische Chefkoch Steaks auf den Grill, während der philippinische Koch uns mit wundervoll geschnitzten Gemüsen und Früchten erstaunt. Wir lernen einige Bauarbeiter aus Stanley kennen, welche auf Grytviken für die Energieversortung ein Wasserkraftwerk errichten.
 
Der nächste Tag ist einfach nur unglaublich und startet mit 3 Buckelwalen, welche um die Polar Star herum spielen. Immer wieder tauchen sie unter dem Schiff durch und direkt daneben wieder auf, sprühen Wasser aus dem Sauerstoffloch, so dass wir nass werden, und zeigen uns ihre Fluken. Wir können uns nicht satt sehen und bewundern diese gigantischen Tiere. Für einmal kann ich auch ohne Teleobjektiv Nahaufnahmen produzieren. Nach einer halben Stunde müssen wir weiterfahren, damit unser Zeitplan nicht durcheinandergeworfen wird. 
 
 
Denn heute ist die Landung auf St. Andrews Bay angesagt: Hier lebt die grösste Königspinguinkolonie auf Südgeorgien. 300‘000 Pinguine auf einem Haufen, das ist ziemlich eindrücklich. Aufgrund des seltsamen Brutzyklus der Königspinguine können wir sowohl Eier als auch Kücken bestaunen. Insbesondere die braunen Kücken, die „oaken ones“, sind neugierig und kommen näher, sobald man sich mal eine Minute nicht gross bewegt hat. Wir verbringen 4 Stunden auf der Insel zwischen den Pinguinen, bevor wir zurück an Bord müssen.
 
 
Nach dem Mittagessen steht das nächste Highlight bevor: Die Landung auf Gold Harbour. Die Bucht ist wunderschön, umgeben von Bergen und einem Gletscher. Neben den vielen Königs- und Eselspinguinen, Fur und Elephant Seals wandern wir noch kurz durch die Hügel, um die Nester der seltenen Light Mantled Sooty albatrosses zu sehen. Hier bleiben wir bis zum Sonnenuntergang.
 
 
Am nächsten Morgen folgt eine Schiffsfahrt in den Drygalski Fjord. Wir fahren durch das spiegelglatte Wasser zwischen den schneebedeckten Bergen bis zum Gletscher am Ende des Fjordes. Hier können wir einige der schneeweissen Snow Petrels beobachten. Die Landung auf Cooper Bay müssen wir aufgrund des starken Wellengangs leider auslassen. Stattdessen machen wir uns auf die lange Fahrt in Richtung Antarktis.
   
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