Den ganzen restlichen Tag und die darauffolgenden zwei Tage verbringen wir wieder auf hoher See. Diesmal fahren wir gegen den Wind, glücklicherweise sind die Wellen nicht ganz so hoch. Wieder verbrachten wir die Zeit mit dem Beobachten von Albatrossen, der Teilnahme an Vorlesungen, mit einigen Filmen und mit Essen. Am 3. Tag können wir noch einen Sonnenbogen am Himmel betrachten, so etwas habe ich noch nie gesehen.
Am 4. Tag steht Eliane schon um 03:00 Uhr auf, um die Eisberge und um 04:00 Uhr den Sonnenaufgang zu betrachten. Sie behauptet zwar, dass ich sie so früh geweckt und aufgefordert hätte, die Eisberge zu betrachten, ich kann mich jedoch an gar nichts erinnern… Unsere Expeditionsleiterin Hannah weckt uns alle kurz nach 04:00 Uhr, da in der Ferne das Land zu erkennen ist und auf den vielen Eisschollen und –bergen immer wieder Pinguine und Seehunde zu beobachten sind. Die Eisschollen schliessen sich immer dichter zusammen und bald fahren wir durch Packeis – kein Problem, die Polar Star ist schliesslich ein ausgedienter Eisbrecher.
Wir fordern uns heraus und schwimmen für ein Foto zu einer der Eisschollen im Wasser. Schon nach den ersten Metern scheinen die Füsse kalt und schwer wie aus Blei zu sein. Mit Mühe ziehen wir uns auf die Eisscholle, wo wir gut sitzen können, solange kein nackter Körperteil das Eis berührt. Nach dem Zurückschwimmen können wir unsere Hände und Füsse im seichten Wasser am Strand wieder aufwärmen.
Nach dem Bad erkundigen wir die Insel und steigen zu einem Sattel im Krater auf („Neptune’s Window“). Hier hat man eine gute Aussicht über die ganze Insel. Bald machen wir uns aber wieder auf den Rückweg an Bord der Polar Star. Beim Verlassen der Insel kreuzen wir noch ein anderes Expeditionsschiff. Die „Europa“ ist ein motorisiertes Segelschiff, welches diese Antarktis-Fahrt mit einer historischen Atmosphäre verbindet.
Am Abend betrachten wir den Sonnenuntergang, welcher sich über knapp eine Stunde hinweg zieht, bevor es dann in das Zwielicht der Nacht übergeht.
Nach dem Mittagessen erfolgte eine 3 stündige Fahrt Richtung Anvord Bay, auf welcher wir einigen Orcas begegnen. Diese folgen unserem Weg und schauen immer wieder aus dem Wasser, um Seals auf den Eisschollen zu erspähen. Leider bleiben sie auf Distanz, so dass Fotos nur mit Teleobjektiv möglich sind. Neko Harbour stellt die Landung auf dem Kontinent Antarktis dar, alle anderen Landungen sind „nur“ auf Inseln. Nach dem Beobachten einiger Eselspinguine auf ihrem Highway erklimmen wir einen Hügel, um die Aussicht auf den naheliegenden Gletscher zu geniessen. Wir warten eine knappe Stunde, können aber nur kleinere Eisbrüche erspähen. Den Rückweg kürzen wir ab, indem wir den Hügel hinunter rutschen. Am Abend wird bei einsetzendem Schneefall ein weiteres Barbecue organisiert.
Am Sonntag, dem 6. Dezember findet bereits die letzte Landung statt. Morgens starten wir vor dem Frühstück auf eine Zodiac Tour bei den Pléneau Island, wo wir leider nur wenige Tiere, dafür aber Eisberge in allen erdenklichen Formen und Farben betrachten. Später erfolgt unsere letzte Landung auf Peterman’s Island, auf welcher wir eine Adeliepinguinkolonie betrachten können. Die Adeliepinguine sind neben den Kaiserpinguinen die einzig echte antarktische Pinguinspezies, welche ganzjährig in der Antarktis haust. Hier werden die Adelies auch immer mehr von den Eselspinguinen verdrängt, eine Folge der Klimaerwärmung.
Nach der Landung kehrt die Polar Star den Kurs um, fährt zurück durch die Lemairestrasse und nimmt Kurs auf das offene Meer. Uns stehen 2,5 Tage Fahrt durch die Drake Passage bis nach Ushuaia bevor. An Bord der Polar Star laufen viele Passagiere wieder mit Halspflaster gegen Seekrankheit herum.
Am 9. Dezember wachen wir bereits im Hafen von Ushuaia auf. Nach einem kurzen Champagner-Morgenessen gehen wir von Bord, wo wir uns von allen Passagieren und Crewmitgliedern verabschieden. Nach so langer Zeit fühlen sich die Rucksäcke wieder sehr schwer auf unseren Schultern an und wir schnappen uns ein Taxi, sobald wir die Zollkontrolle überwunden haben. Die Zivilisation hat uns wieder.