Den ganzen restlichen Tag und die darauffolgenden zwei Tage verbringen wir wieder auf hoher See. Diesmal fahren wir gegen den Wind, glücklicherweise sind die Wellen nicht ganz so hoch. Wieder verbrachten wir die Zeit mit dem Beobachten von Albatrossen, der Teilnahme an Vorlesungen, mit einigen Filmen und mit Essen. Am 3. Tag können wir noch einen Sonnenbogen am Himmel betrachten, so etwas habe ich noch nie gesehen.

Am 4. Tag steht Eliane schon um 03:00 Uhr auf, um die Eisberge und um 04:00 Uhr den Sonnenaufgang zu betrachten. Sie behauptet zwar, dass ich sie so früh geweckt und aufgefordert hätte, die Eisberge zu betrachten, ich kann mich jedoch an gar nichts erinnern… Unsere Expeditionsleiterin Hannah weckt uns alle kurz nach 04:00 Uhr, da in der Ferne das Land zu erkennen ist und auf den vielen Eisschollen und –bergen immer wieder Pinguine und Seehunde zu beobachten sind. Die Eisschollen schliessen sich immer dichter zusammen und bald fahren wir durch Packeis – kein Problem, die Polar Star ist schliesslich ein ausgedienter Eisbrecher.
Bald nähern wir uns Elephant Island, der Insel, auf welcher die Crew der Endurance Expedition unter Shackleton 4 Monate ausharren mussten, bis sie gerettet werden konnten. Die Bedingungen für eine Zodiac-Tour sind genial, wir können sogar kurz an Land gehen. Hier sehen wir viele Chinstrap Pinguine (Zügelpinguine), welche mehr oder weniger kontrolliert die schneebedeckten Hänge absteigen und ins Meer tauchen. Wir beobachten ebenfalls einen Weddell Seal aus der Ferne und einen Seeleoparden. Wir versuchen anschliessend, uns östlich von Elephant Island einen Weg durch das Packeis zu brechen, müssen aber aufgrund der Dicke des Eises bald umkehren und die westliche Route nehmen. Ein anderes Schiff, welches uns folgt, die Minerva, schafft es aufgrund des Eises nicht einmal zur Elephant Island („We are not an icebreaker…“). Am Nachmittag begegnen wir einigen Finwalen, welche jedoch immer in sicherer Distanz zum Schiff bleiben.
Am Freitag, dem 4. Dezember, sehen wir morgens wieder einige Buckelwale. Leider können wir uns diesmal nicht mehr die Zeit nehmen, näher zu fahren. Bei der folgenden Landung auf Halfmoon Island können wir endlich auch einen Crabeater Seal und einen Weddell Seal aus der Nähe betrachten. Damit haben wir allen Sealarten der Antarktis begegnet. Witzig ist auch der Pinguin-Highway, welcher von den Nestern auf dem Hügel ins Meer führt und auf welchem die Zügelpinguine immer wieder entlang laufen, stolpern oder schlittern.
Am Nachmittag erfolgt eine Landung auf Deception Island, welche aus einem Vulkankrater gebildet wird. Schon die Einfahrt durch eine Lücke im Krater („Neptune`s Bellows“) ist eindrücklich. Aufgrund der vulkanischen Aktivität ist es hier möglich, ein Bad im Wasser zu nehmen, was wir dann auch gleich gemacht haben. Das Problem ist, dass vom Strand aus nur die ersten 50 cm einigermassen warm sind, solange das Wasser noch nicht tiefer als 5 cm ist. Weiter draussen ist der vulkanische Effekt verschwunden und es schwimmen sogar untypisch viele Eisschollen herum. Begünstigt wird unser Bad jedoch von der strahlenden Sonne und den warmen Temperaturen, so dass wir besonders beim Herausgehen aus dem Wasser nicht gleich frieren.
Wir fordern uns heraus und schwimmen für ein Foto zu einer der Eisschollen im Wasser. Schon nach den ersten Metern scheinen die Füsse kalt und schwer wie aus Blei zu sein. Mit Mühe ziehen wir uns auf die Eisscholle, wo wir gut sitzen können, solange kein nackter Körperteil das Eis berührt. Nach dem Zurückschwimmen können wir unsere Hände und Füsse im seichten Wasser am Strand wieder aufwärmen.
Nach dem Bad erkundigen wir die Insel und steigen zu einem Sattel im Krater auf („Neptune’s Window“). Hier hat man eine gute Aussicht über die ganze Insel. Bald machen wir uns aber wieder auf den Rückweg an Bord der Polar Star. Beim Verlassen der Insel kreuzen wir noch ein anderes Expeditionsschiff. Die „Europa“ ist ein motorisiertes Segelschiff, welches diese Antarktis-Fahrt mit einer historischen Atmosphäre verbindet.
Am Abend betrachten wir den Sonnenuntergang, welcher sich über knapp eine Stunde hinweg zieht, bevor es dann in das Zwielicht der Nacht übergeht.
Am nächsten Tag landeten wir auf Port Lockroy. Diese englische Basis bietet neben einem Souvenirladen auch ein Postamt. Zudem hausen etwa 300 Pärchen Eselspinguine um die Basis herum, einige keine 50 cm von den Wegen und vom Eingang in die Basis entfernt. Eine kurze Zodiacfahrt bringt uns auf Jougla Point, wo wir blue-eyed Shags (Kormorane) neben den Eselspinguinen betrachten können.
Nach dem Mittagessen erfolgte eine 3 stündige Fahrt Richtung Anvord Bay, auf welcher wir einigen Orcas begegnen. Diese folgen unserem Weg und schauen immer wieder aus dem Wasser, um Seals auf den Eisschollen zu erspähen. Leider bleiben sie auf Distanz, so dass Fotos nur mit Teleobjektiv möglich sind. Neko Harbour stellt die Landung auf dem Kontinent Antarktis dar, alle anderen Landungen sind „nur“ auf Inseln. Nach dem Beobachten einiger Eselspinguine auf ihrem Highway erklimmen wir einen Hügel, um die Aussicht auf den naheliegenden Gletscher zu geniessen. Wir warten eine knappe Stunde, können aber nur kleinere Eisbrüche erspähen. Den Rückweg kürzen wir ab, indem wir den Hügel hinunter rutschen. Am Abend wird bei einsetzendem Schneefall ein weiteres Barbecue organisiert.
Am Sonntag, dem 6. Dezember findet bereits die letzte Landung statt. Morgens starten wir vor dem Frühstück auf eine Zodiac Tour bei den Pléneau Island, wo wir leider nur wenige Tiere, dafür aber Eisberge in allen erdenklichen Formen und Farben betrachten. Später erfolgt unsere letzte Landung auf Peterman’s Island, auf welcher wir eine Adeliepinguinkolonie betrachten können. Die Adeliepinguine sind neben den Kaiserpinguinen die einzig echte antarktische Pinguinspezies, welche ganzjährig in der Antarktis haust. Hier werden die Adelies auch immer mehr von den Eselspinguinen verdrängt, eine Folge der Klimaerwärmung.
Nach der Landung kehrt die Polar Star den Kurs um, fährt zurück durch die Lemairestrasse und nimmt Kurs auf das offene Meer. Uns stehen 2,5 Tage Fahrt durch die Drake Passage bis nach Ushuaia bevor. An Bord der Polar Star laufen viele Passagiere wieder mit Halspflaster gegen Seekrankheit herum.
Der 7. Dezember ist der Geburtstag von Eliane – leider zeigt sich die Drake Passage nicht sehr beeindruckt davon. Obwohl sich der Wellengang manchmal mässig zeigt, folgt hier und da doch immer wieder eine starke Welle, womit einige Passagiere starke Mühe aufweisen. Nachmittags wird auf dem Observationsdeck der Film „Happy Feet“ gezeigt, nach den vielen Vorlesungen eine gute Abwechslung. Ganz überraschend erhält Eliane von vielen Passagieren und einigen Crewmitgliedern Gratulationen, zwei Chinesen an Bord überreichen ihr noch eine Zeichnung. Leider gibt es keinen Geburtstagskuchen nach dem Abendessen, vielleicht ist der Kuchen dem starken Wellengang zum Opfer gefallen.
Am nächsten Tag herrscht bereits gewisse Aufbruchstimmung. Die Gedanken sind bereits beim weiteren Verlauf der Reise, die Rucksäcke müssen gepackt werden. An Bord findet abends die Farewell-Party statt – leider ohne Anwesenheit des Kapitäns, welcher immer noch aufgrund des starken Wellengangs die Brücke hütet. Abends wird noch eine Diashow gezeigt mit Bildern der Expeditionscrew, welche wir auf einer Photo-CD kaufen können. Wir kaufen noch einige Souvenirs der Polar Star und verbringen den Abend auf dem Observationsdeck mit einigen anderen Passagieren. Zuerst wird eine Talentshow veranstaltet, anschliessend werden noch einige Drinks zu Klängen von ABBA geschlürft, da DJ Dave das Gefühl hat, Eliane und ich kämen aus Schweden...
Am 9. Dezember wachen wir bereits im Hafen von Ushuaia auf. Nach einem kurzen Champagner-Morgenessen gehen wir von Bord, wo wir uns von allen Passagieren und Crewmitgliedern verabschieden. Nach so langer Zeit fühlen sich die Rucksäcke wieder sehr schwer auf unseren Schultern an und wir schnappen uns ein Taxi, sobald wir die Zollkontrolle überwunden haben. Die Zivilisation hat uns wieder.
   
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