Am Donnerstag fahren wir durch Nelson und Blemheim, wo wir auch Mittagessen und weiter nach Kaikoura. Da einige Kilometer nach dem Strand von Kaikoura das Meer bis auf 1000 Meter Tiefe abfällt, kann man hier gut Wale beobachten. Und ausserdem auch mit den Hunderten von Delfinen schwimmen, welche sich im nahrungsreichen Wasser aufhalten. Leider ist diese Tour auf einige Tage hinweg ausgebucht, aber wir planen die Rückgabe des Autos in Christchurch so, dass wir anschliessend mit dem Bus wieder nach Kaikoura fahren können und reservieren für den kommenden Sonntag. Für den Freitag buchen wir eine Whalewatching Tour – wir haben zwar auf der Polar Star schon Wale gesehen, wollen uns diese Gelegenheit aber dennoch nicht entgehen lassen. Danach richten wir uns auf dem Alpine Holiday Park ein, wo wir übrigens noch das Tennisspiel Roger Federer gegen Tsonga anschauen können. Natürlich drücken wir unserem Wundersportler die Daumen.

Freitags fahren wir also mit dem Schiff hinaus auf Suche nach den Walen. Bald schon meldet der Kapitän, dass ein Pottwal sich in der Nähe aufhält – Pottwale sind hier in der Gegend ziemlich üblich. Der Pottwal hat dann auch einen Namen und ist einer der „Residents“, also ein Wal, der sich eigentlich öfters dort aufhält. Das Ganze ist aber ziemlich unspektakulär, da er 15 Minuten lang nur im Wasser liegt. Dann krümmt er sich für 5 Sekunden, zeigt kurz seine Schwanzflosse und taucht für 45 Minuten ab. Glücklicherweise werden dann noch eine ganze Reihe Orcas in der Nähe gesichtet. Wir verfolgen diese Tiere und sehen, wie etwa 10 Orcas in 2er oder 3er Gruppen zusammen schwimmen. Einige kommen ziemlich nahe an das Boot, vor allem ein Orca mit markanter Rückenflosse zeigt sich interessiert. Nach 30 Minuten kehren wir aber um, um den Pottwal beim Auftauchen zuzuschauen. Manchmal tauchen diese Tiere mit grosser Geschwindigkeit aus dem Wasser auf, ein sogenanntes „breachen“ – nicht so unser Pottwal, welcher äusserst gemütlich wieder an der Oberfläche erscheint und 15 Minuten lang wieder nur im Wasser liegt.

Wir gehen anschliessend noch etwas shoppen in Kaikoura und reservieren unser Hotel, bevor wir mit dem Spaceship zurück nach Christchurch fahren. Wir kommen ziemlich spät an und räumen unser Auto aus, da wir es ja morgen zurückgeben müssen. Am nächsten Morgen deponieren wir unsere gepackten Rucksäcke beim Busterminal und fahren zur Autovermietung. Der Typ ist hell begeistert über den guten Zustand unseres Spaceships, vermutlich hat er noch selten ein so sauber geputztes Auto zurück bekommen – wir bekommen sogar ein typisches Kiwi-Prädikat „sweet as“ zu hören. Ich muss zugeben, das Spaceship, unser Heim für die letzten Tage, ist mir etwas ans Herz gewachsen und wir verlassen etwas gedämpft das Büro.
Die restlichen Stunden bis zur Abfahrt unseres Busses verbringen wir im Cathedral Square. Es findet ein Zirkus Festival statt, weshalb bei schönstem Wetter verschiedene Darsteller auf dem Hauptplatz ihre Künste demonstrieren. Viel zu früh müssen wir den Schauplatz verlassen, um unseren Bus zu erwischen.

Zurück in Kaikoura checken wir im Hotel Adelphi ein, eine zentral gelegene und hübsche Unterkunft. Wir gehen früh zu Bett, da wir am nächsten Morgen bereits um 05:30 Uhr auf unsere Delfin-Tour starten. Die Nervosität hilft uns dabei, pünktlich zu sein und so stehen wir zu früher Morgenstund beim Dolphin-Encounter. Wir werden instruiert, müssen uns in die Neoprenanzüge quetschen und bekommen Taucherbrille, Schnorchel und Flossen. Wir bekommen zusätzlich noch eine Unterwasserkamera, mit welcher wir Fotos und Filme machen können – das kostet zwar zusätzlich, wollen wir uns aber unbedingt leisten. Aufgrund des Windes herrscht auf dem Meer starker Wellengang – wir werden vorgewarnt, uns gegen Seekrankheit zu wappnen. Natürlich werden gleich einige Pillen zu überteuertem Preis angeboten, wir fühlen uns durch unsere Erfahrung in der Drake Passage bereits ausreichend vorbereitet.

Bald sitzen wir mit ca. 15 anderen im Schiff und sehen uns den Sonnenaufgang auf dem Meer an. Tatsächlich bewegt sich das kleine Boot ziemlich stark auf den Wellen und wir verbringen die Fahrt hauptsächlich an der frischen Luft im ruhigeren hinteren Teil des Schiffes. Doch schon hat der Kapitän eine Delfin-Kolonie entdeckt, etwa 300 Tiere. Er positioniert das Schiff geschickt, bevor wir ins Wasser gehen dürfen. Und schon sind wir von unzähligen Delfinen umgeben – ein unglaubliches Gefühl. Die Tiere zeigen sich sichtlich interessiert an den komischen Gestalten im Wasser. Immer wieder schwimmen 2, 3 oder 4 Delfine kreisförmig um uns herum im Abstand von etwa einem Meter, gerade so, dass man sie nicht berühren kann. Keine 5 Meter entfernt springen sie aus dem Wasser und vollführen lustige Saltos, bevor sie zurück ins Wasser klatschen. Bald ist der Schwarm weitergezogen und wir gehen wieder zurück an Bord. Der Kapitän folgt den Delfinen, wobei wir auf einen zweiten Schwarm treffen, womit nochmals etwa 200 Tiere dazustossen. Also wieder ins Wasser.

Die Delfine reagieren äusserst neugierig auf Geräusche im Wasser oder wenn wir abtauchen, so als ob sie nachsehen wollten, was sich denn da so langsam unter Wasser bewegt. Wieder verbringen wir etwa 30 Minuten schwimmend, bevor sich die Delfine verzogen haben. Wir gehen später noch ein drittes Mal ins Wasser, bevor die Tour zu Ende ist und wir die Unterwasserwelt der Delfine verlassen müssen. Von Bord des Schiffes aus sehen wir ihnen noch nach, wie sie sich mit einer ausserordentlichen Darbietung von Sprüngen von uns zu verabschieden scheinen. Zurück an Land kehren wir nur langsam wieder in die Realität unserer Welt zurück und während wir die Erlebnisse zu verarbeiten versuchen.
In Kaikoura steigen wir dann gleich in den Bus nach Picton, wo wir noch einen freien Tag im Picton Lodge Backpacker verbringen. Ich gehe zum Frisör, wir waschen die Wäsche und kaufen 24 Stunden unbeschränkten Internetzugang ein, welcher aber leider so langsam ist, dass wir nicht mal effizient unsere Reiseberichte hochladen können. Es reicht knapp, um am späten Abend im Internetradio zuzuhören, wie Roger Federer gegen Murray das Melbourne Final gewinnt – Gratulation!
Am Dienstag steigen wir dann auf die Fähre nach Wellington. Die Strecke führt durch den wunderschönen Marlborough Sond. Zufälligerweise wird gerade noch das Melbourne Finalspiel von Roger Federer in der Wiederholung gezeigt! Fragt mich also nicht, wo wir genau durchgefahren sind… Angekommen sind wir im dritten Satz beim Stand 2:2 – leider müssen wir jetzt aussteigen.