Den Montag, den 28. September verbringen wir in La Paz und geniessen die Annehmlichkeiten nach unserem Ausflug in den Urwald bzw. die Pampas. Wir lassen unsere Kleider reinigen, senden ein Paket Richtung Heimat ab und kümmern uns um die Weiterfahrt für den nächsten Tag nach Potosi. Diese Busfahrt buchen wir in einem Reisebüro, da wir einen sicheren Platz in einem Bus mit Schlafsitzen ("cama") wünschen und nicht lange Zeit auf dem Busbahnhof verbringen wollen (Schlechte Idee, doch dazu später...).
Am nächsten Tag heisst es schon wieder packen und die Rucksäcke im Hotel einstellen. Da unser Bus erst am Abend fährt, können wir die Zeit nutzen, den Mercado Negro von La Paz anzuschauen - eine wilde Ansammlung von Marktständen, wo man so ziemlich alles kaufen kann. Das Mittagessen ("almuerzo") nehmen wir in einem Hotelrestaurant zu uns. Es besteht aus 4 Gängen (Salatbuffet, Suppe, Hauptgang und Dessert) und kostet gerade mal 2 CHF!
Um 19:00 Uhr fahren wir mit dem Taxi zum Busbahnhof von La Paz. Dort müssen wir zuerst in der Filiale unseres Reisebüros die Gutscheine für die Busfahrt gegen die Tickets eintauschen. Auf diesen Ticket steht aber "semi-cama" und nicht "cama" (also engere Sitze und weniger Freiraum für die Beine). Auf unsere Nachfrage versichert uns jedoch die Mitarbeiterin, dass dies ein Fehler auf dem Ticket sei. Zudem fährt der Bus erst um 20:30 Uhr anstatt um 20:00 Uhr. Wir trauen der Sache nicht und fragen direkt beim Busunternehmen nach. Dort erklärt man uns, dass sie gar keine "cama"-Busse nach Potosi anbieten und dass unser Bus - wie es auf dem Ticket steht - nur "semi-cama" ist.
Zurück bei unserem Reisebüro will die Mitarbeiterin nicht mehr mit uns sprechen und verbindet uns per Telefon mit der anderen Filiale, wo wir die Tickets gekauft haben. Dort will man uns noch einmal angeben, dass es sich um einen "cama"-Bus handelt! Nach langem Verhandeln am Telefon bekommen wir einen Teil des Geldes zurückerstattet. Da wir die Tickets selber nicht zurückgeben können, entscheiden wir uns dann, doch mit dem "semi-cama" Bus nach Potosi zu fahren.
Mühsam an der Geschichte ist, dass in dieser Zeit so ziemlich alle 15 Minuten ein Bus nach Potosi abfährt mit freien Plätzen zu sehr günstigen Preisen - auch "cama"-Busse. Naja, für ein anderes Mal. So haben wir wenigstens unsere 1,5 Stunden Wartezeit am Busbahnhof mit Diskutieren überbrückt...
Nach einer knapp 10 stündigen, kalten und engen Busfahrt durch die Nacht kommen wir morgens um 06:00 Uhr in Potosi an. Für einmal werden wir nicht von einer Horde Personen abgefangen, welche uns ein Hotelzimmer anbieten wollen. Also nehmen wir uns ein Taxi ins Stadtzentrum und bitten den Fahrer, uns bei einem guten Hostal abzusetzen. Das Hostal "La Casona" ist dann auch eine gute Wahl. Nachdem wir das Zimmer angeschaut haben, buchen wir die nächsten 3 Nächte und schlafen uns erst mal aus.
Am Nachmittag können wir uns dann zu einem Stadtrundgang aufraffen. Potosi war zur Kolonialzeit im 16. und 17. Jahrhundert aufgrund der Silbervorkommen im Cerro Rico eine der grössten und reichsten Städte der Welt (grösser als Paris oder London). Auch heute ist die Stadt noch vom Edelmetall der Minen abhängig, da auf 4000 Metern Höhe die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle spielt - aber leider sind die Silbervorkommen im Berg ziemlich erschöpft. Wir besuchen unter anderem das "Casa de la moneda", der ehemaligen Münzwerkstatt, welche heute als Museum zugänglich ist. Anschliessend buchen wir uns eine Minentour und schauen uns den Film "the devil's miner" an, welcher von der Arbeit der Menschen in den Minen des Cerro Rico berichtet und im Jahr 2005 gedreht wurde.
Am 1. Oktober besuchen wir dann die Minen. Wir haben uns für eine Tour von "Koala Tours" entschieden, da die Organisation in unserem Reiseführer erwähnt ist und da mit einem Teil der Einnahmen die Minenarbeiter unterstützt werden. Zuerst werden wir mit Schutzkleidung ausgestattet (Überhose, Jacke, Helm und Lampe). Dann startet die Tour beim "Miner's Market", wo wir Geschenke für die Arbeiter einkaufen. Da die Mineure meistens über 12 Stunden in der Mine arbeiten ohne zu essen, trinken sie stattdessen zuckerreiche Getränke (und kauen kiloweise Kokablätter). Als Geschenk kaufen wir deshalb Limonaden, Kokablätter und... Dynamit! Da dieses für die Arbeit im Berg wichtig ist, um Löcher in den Felsen zu sprengen, ist Dynamit auf dem Markt frei erhältlich. Zudem kann man auch 96 prozentigen Alkohol kaufen, wovon jedoch abzuraten ist, da betrunkene Minenarbeiter häufiger verunfallen.
Nach einer kurzen Besichtigung einer Metallraffinerie fahren wir dann zum Eingang "unserer" Mine (es gibt über 150 Mineneingänge). Das Eintreten in die Mine kostet dann schon ein wenig Überwindung. Die Luft ist staubig und schon nach wenigen Metern gerät man ins Keuchen. Nach einem kurzen Marsch gelangen wir zum Minenmuseum, wo sich unter anderem der "Tio" der Mine befindet, eine teufelsähnliche Götze, welchen die Bergmänner zu besänftigen versuchen. Auf dem weiteren Weg wird die Luft tatsächlich noch schlechter und wir können beobachten, wie die Bergmänner das metallhaltige Gestein in Behälter abfüllen, welche dann nach oben transportiert werden. Es ist wirklich unglaublich, mit welchem Tempo die Männer hier die Arbeit verrichten!
Nach knapp 2 Stunden sind wir dann doch froh, dass wir die Mine wieder verlassen und frische Luft einatmen können. Das Schicksal der meisten Bergmänner ist es, dass nach 20 - 30 Jahren Arbeit in den Minen die Lunge völlig kaputt ist und sie an der Silikose sterben (falls nicht schon vorher durch einen Unfall...). Obwohl ihnen das bewusst ist, arbeiten sie doch in den Minen, um ihre Familie zu ernähren und den meist zahlreichen Kindern die Schulbildung zu finanzieren.
Draussen können wir dann noch eine Dynamitsprengung zu Demonstrationszwecken miterleben. Ich bin überrascht, dass die Explosion sogar noch auf 100 Meter Distanz eine so grosse Wucht entwickelt!
Zurück im Hostel und nach einer ausgiebigen Dusche machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir haben uns mit zwei Gefährten aus der Minentour, mit Nadja und Deni für das Abendessen verabredet.
Am nächsten Tag starten wir am frühen Morgen zu einem Tagesausflug nach Sucre. Ohne gross im Voraus zu planen, gehen wir zum Busbahnhof, wo wir prompt schon von Leuten abgefangen werden, welche uns eine collectivo-Fahrt nach Sucre anbieten. Nach einigem Überlegen willigen wir schliesslich ein und werden 3 Stunden später auf dem Hauptplatz in Sucre, dem Plaza 25 de Mayo abgesetzt. Nach einem Stadtrundgang besuchen wir das "casa de la libertad, wo uns eine sehr freundliche Führerin die Geschichte von Bolivien näher bringt. Anschliessend geniessen wir noch die Aussicht von der Recoleta aus über die Stadt, bevor wir uns auf den Weg mit dem Bus wieder zurück nach Potosi machen.