Am Morgen des 3. Oktober machen wir uns früh mit dem Taxi auf den Weg zu den Bussen nach Uyuni, die nicht direkt beim Busbahnhof starten. Dort buchen wir eine Passage und treffen per Zufall auf Heather und John aus Irland, welche wir schon in Copacabana und in der Pampas kennengelernt haben. Nach einer knapp 7 stündigen, mühsamen Holperfahrt kommen wir gegen 18 Uhr in Uyuni an. Hier werden wir gleich beim Busbahnhof wieder von einer Gruppe Tourenveranstalter belagert, welche uns eine Tour durch die Salzwüste anbieten. Wir gehen jedoch noch nicht auf ein Angebot ein, sondern wollen uns zuerst umfassend informieren.
Wir beziehen Zimmer in einem zentral gelegenen Hotel und machen uns dann zusammen mit Heather und John auf den Weg, eine 3 tägige Tour zu buchen. Alle Anbieter führen im wesentlichen die gleichen Programmpunkte durch. Nach dem Abwägen einiger Angebote denken wir, die für uns wichtigen Kriterien gefunden zu haben: sympathische und professionelle Veranstalter, nur 6 Personen plus Fahrer in einem Jeep, Busanschluss nach San Pedro de Atacama inklusive, Eindruck der Unterkünfte auf dem Weg. Da wir zu Viert sind, können wir in vielen Punkten mit den Anbietern verhandeln. Die Auswahl ist nicht einfach, da jeder Veranstalter natürlich behauptet, die besten Jeeps und die besten Fahrer von Uyuni einzusetzen. Es soll zwar in der Tourismusinformation eine "Rangliste" der Anbieter und auch ein Beschwerdebuch geben - leider ist das Büro bereits geschlossen.
Nach etwa 2 Stunden herumfragen und einem Abendessen (in der Minuteman Pizzeria) später entscheiden wir uns für die Agentur "Sumaj Jallapha" - sie scheint professionell zu arbeiten, im Angebotspreis sind fast alle Optionen bereits enthalten und sie wird am nächsten Tag 4 Jeeps auf die Tour senden. Wir 4 werden zusammen mit zwei Kanadiern fahren. Alles klar? Jawohl, alles klar!
Am nächsten Morgen ist dann doch alles anders: Die ganze Planung wird verworfen und noch einmal neu aufgesetzt. Wir sind jetzt doch 5 Jeeps und noch viel mehr Personen. In unserem Jeep sollen neben uns plötzlich 3 zusätzliche Personen untergebracht werden. Es stellt sich heraus, dass die Organisatorin schlicht nicht mehr weiss, welche Versprechen sie welchen Kunden gemacht hat und deshalb einfach mal ausprobiert. Wir beschweren uns aber ordentlich, beharren auf unserem Standpunkt und bekommen dann auch die zugesicherte Leistung. Statt der Kanadier reisen die zwei Spanier Delia und Javier mit uns mit. Die Rucksäcke werden auf das Dach des Jeeps geladen, bevor es dann losgeht.
Unterwegs treffen sich die Gruppen der Veranstalter an den Schauplätzen dann alle wieder. In unserer Gruppe reisen noch 2 Schweizer mit: Pascal und Fiona.
Erste Station: Zugsfriedhof oder auch "Spielplatz für Erwachsene". Hier sind einige Lokomotiven abgestellt, welche einfach vor sich hin rosten. Wir haben eine halbe Stunde Zeit, auf den grossen Maschinen herumzuklettern und Fotos zu schiessen. Danach geht es Richtung Salzwüste. In einer Ortschaft können wir noch miterleben, wie mit viel händischer Arbeit Salz gewonnen und verladen wird. Bald sind wir mitten in der Wüste und können diese riesige Fläche selber miterleben. Wir dürfen an einer bestimmten Stelle aussteigen, um Fotos mit verzerrter Perspektive zu machen. Gegen Mittag kommen wir dann zum Salzmuseum in der Mitte der Salar, wo wir dann auch das Mittagessen bekommen.
Anschliessend werden wir zur Isla de Pescado gefahren, einem Hügel in Fischform, welcher wie aus dem Nichts aus der Salar aufragt und mit Kakteen besetzt ist, einige davon über 7000 Jahre alt! Von hier aus machen wir uns auf den Weg zum Rand der Salar, wo sich unser Salzhotel für die Nacht befindet - innerhalb der Salar sind diese Bauten verboten. Unterwegs können wir den Sonnenuntergang miterleben. Das Salzhotel bietet einige Annehmlichkeiten wie z. B. warmes Wasser. Wir sind in Doppelzimmern untergebracht und das Essen ist wirklich hervorragend. Die Nacht verbringen wir auf Betten aus Salz!
Am nächsten Morgen fahren wir weiter südlich. Wir kommen in einigen Ortschaften vorbei, machen jedoch nur einmal kurz Halt. Bald kommen wir zur ersten Lagune, wo wir die Flamingos bestaunen, welche sich dort in Scharen einfinden und mit ihren rosafarbenen Federn einen unwirklichen Eindruck hinterlassen. Hier machen wir einige Spaziergänge und essen die vorbereiteten Teigwaren. Nach einigen Stunden Fahrt und weiteren Lagunen kommen wir später zum Ziel dieses Tages: Zur Laguna Colorada. Diese Lagune ist durch den Mineralgehalt (und auch durch Algen) in einem Rotton gefärbt, wechselt aber die Farbe je nach Sonnenstand - ein eindrückliches Schauspiel. Unsere Unterkunft besteht aus einer einfachen Barracke und 6er Zimmer. Die Nacht verbringen wir in bitterer Kälte, da das Haus überhaupt keine Isolation darstellt. Nach einer nur wenig erholsamen Nacht müssen wir um 04:30 Uhr aufstehen, da wir uns um 05:00 Uhr auf den Weg zu den heissen Quellen und Geysiren von Sol de mañana machen wollen: In der kalten Morgenluft ist das Schauspiel besonders eindrücklich.
Nur leider findet das Schauspiel ohne uns statt: Unser Jeep streikt. Während alle anderen Fahrer die Fahrzeuge vorheizen, springt unser Jeep einfach nicht an. Alles Anschieben und Abschleppen hilft nichts. Erst 2 Stunden später - als genügend heisses Wasser über die Benzinpumpe gegossen wurde - kann unser Jeep starten. In der Zwischenzeit frieren wir in unserer Barracke, aber haben immerhin die Gelegenheit, den Sonnenaufgang über der Laguna Colorada mitzuerleben. Mit der Verzögerung schaffen wir es dann doch noch zu den Geysiren, wo unter anderem auch Schlammpfützen vor sich hin brodeln - ziemlich spezieller Anblick. Anschliessend können wir im heissen Wasser der Quellen ein Bad nehmen - hier können wir uns endlich von der Kälte der Nacht erholen - auf 4800 m. ü. M!
Da wir 2 Stunden im Verzug sind, müssen wir uns mit dem Mittagessen beeilen. Um 10:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Grenze nach Chile, wo wir mit einem Bus abgeholt werden sollen - neben John und Heather hat auch Fiona, die Schweizerin, die Weiterfahrt nach San Pedro gewünscht. Kurz vor der chilenischen Grenze können wir noch die Laguna Verde bestaunen. Diese Lagune schimmert in einem leichten Grün und liegt am Fuss des Vulkans Licancabur, welcher das Landschaftsbild beherrscht.
Schliesslich kommen wir gerade noch rechtzeitig zur Grenze, wo wir die Ausreise aus Bolivien bestätigen (den Stempel haben wir bereits in Uyuni eingeholt) und in den Bus nach San Pedro de Atacama steigen. Dieser bringt uns direkt zum Einreisebüro von Chile. Nach gründlicher Überprüfung unserer Rucksäcke werden wir dann ins Zentrum gefahren. Man hätte übrigens die Möglichkeit, vor der Einreise nach Chile direkt in den Bus nach Salta, Argentinien zu steigen. John und Heather haben sich das kurz überlegt, aufgrund unserer Verspätung fährt der Bus dann jedoch gleich ab.
Im grossen Ganzen sind wir mit unserer Tour durch die Salar de Uyuni sehr zufrieden. Wir wissen nicht, ob wir am letzten Tag durch die Panne mit den Jeep viel verpasst haben. Vermutlich haben wir auch nicht den neusten Jeep des Veranstalters bekommen. Trotzdem gehen wir davon aus, dass eine solche Panne bei jedem Veranstalter vorkommen kann.